Der Gemeinderat hat sich zum Ziel gesetzt, die historische Innenstadt vom Verkehr zu entlasten (Foto: Stadt Rottweil).

Am 16. Oktober 2018 führte das von der Stadt beauftragte Büro IGV, Stuttgart, eine Verkehrszählung in Rottweil durch. Die Auswertung hat ergeben, dass lediglich 11 Prozent der Fahrzeuge am hochbelasteten zentralen Knotenpunkt in der historischen Innenstadt Durchgangsverkehr durch die Stadt darstellen. Zentrale Schlussfolgerung der Befragung ist, dass die hohe Verkehrsbelastung in der historischen Innenstadt fast ausschließlich durch die Bürger der Stadt und den Ziel- und Quellverkehr verursacht wird. Eine kurzfristige Reduktion ist nur möglich, indem der Parksuchverkehr anders geleitet wird. Mittel- und langfristig ist eine wirksame Entlastung durch Stärkung anderer Mobilitätsformen anzustreben.

Auf der Grundlage der zuvor genannten Erkenntnisse fand am 21. März 2019 eine Erfassung des bestehenden Parkplatzangebotes und der jeweiligen Bewirtschaftungsform, welche auch Kurz- und Langzeitparken berücksichtigt, statt. Der Gutachter spricht sich für zwei Parkierungsschwerpunkte aus: die zentralen Parkierungsangebote im Nägelesgraben einschließlich Culinara und der Parkplatz Zentrum (ehemals Groß’sche Wiese). Die Verwaltung kommt zu dem Ergebnis, dass ein neues umfassendes Tarifkonzept zur Steuerung des Parksuchverkehrs in der Innenstadt entwickelt werden muss. Der Bedarf der Anwohner ist dabei zu berücksichtigen.

Um durch die Zentralisierung des Parkplatzangebotes in Verbindung mit einem dynamischen Parkleitsystem den belastenden Parksuchverkehr effektiv zu reduzieren, ist unter anderem der Bau eines Parkhauses südlich der Innenstadt notwendig. Ergänzend zu dem vorhandenen statischen Parkleitsystem soll ein dynamisches Parkleitsystem geschaffen werden, das Besucher und Pendler gezielt und ohne Parksuchverkehr zu erzeugen zu den zentralen Parkierungsanlagen im nördlichen und südlichen Bereich sowie zu den Parkplätzen im Berner Feld leitet. Um unnötige Durchgangsverkehre in der historischen Innenstadt zu vermeiden, soll das dynamische Parkleitsystem den Verkehr bereits auf den überörtlichen Straßen B27 und B14 gezielt zum geeigneten Parkierungsschwerpunkt führen. Außerdem ist die vorhandene überörtliche und innerörtliche Beschilderung zu überarbeiten und auch zu reduzieren.

Ein zentraler Bestandteil des Mobilitätskonzeptes ist die Verbesserung und Ergänzung des Rottweiler Radwegenetzes. Nur so können mehr Verkehrsteilnehmer für das alltägliche Radfahren (Schule, Beruf, Einkaufen) gewonnen werden. Bevor jedoch konkrete Planungen in Angriff genommen werden, müssen der Bestand erfasst, die Anforderungen der Radfahrer an das Radwegenetz analysiert und der anzustrebende Ausbaustandard definiert werden. Am Anfang steht das Konzept eines Grundnetzes, das alle wichtigen Ziele einschließt und dem Gemeinderat ebenfalls vorgestellt wurde. Vordringlich sind die Schulradwege und schnelle und sichere Hauptachsen durch die Kernstadt. Diese Konzeption soll nach der Kenntnisnahme durch den Gemeinderat im nächsten Schritt mit den Bürgern besprochen werden, die das Rad als tägliches Transportmittel nutzen. Die abschnittsweise Umsetzung des Gesamtnetzes ist ein mittelfristiges Großprojekt, das sich aus einzelnen zum Teil aufwändigen Baumaßnahmen zusammensetzt.

Die Beschlüsse des Gemeinderats im Überblick:

  1. Der Gemeinderat nimmt die Ergebnisse der vorliegenden Verkehrsbefragung zur Kenntnis, die hieraus gewonnene Schlussfolgerung, dass eine deutliche Entlastung der Innenstadt vom motorisierten Individualverkehr (MIV) nur durch eine Neuordnung des Rottweiler Parkkonzeptes in Verbindung mit einem dynamischen Parkleitsystem erreicht werden kann, ist den weiteren Planungen zu Grunde zu legen.
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, auf der Grundlage der vorliegenden „Parkraumerfassung in der Innenstadt“ ein durchgängiges Tarifkonzept für den ruhenden Verkehr in der Innenstadt zu entwickeln.
  3. Der Gemeinderat nimmt die vorliegende „Machbarkeitsstudie über das Parkhaus Zentrum“ zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, die Planung für ein Parkhaus mit mindestens 300 PKW-Parkplätzen, incl. einer ausreichenden Ladeinfrastruktur für E-Mobility in die Wege zu leiten. Dabei wird unterstellt, dass sämtliche neu geschaffenen Parkplätze im Rahmen der Sanierung gefördert werden. Die Kostenobergrenze für den städtischen Nettoanteil wird entsprechend den im Haushalt 2019 zur Verfügung stehenden Mitteln auf 2,4 Millionen Euro festgesetzt.
  4. Der Gemeinderat nimmt die vorliegende „Konzeption eines Parkleitsystems“ zur Kenntnis. Die empfohlenen Parkierungsschwerpunkte Nord (Bereich Nägelesgraben, Kriegsdamm), Süd (Parkplatz Zentrum, ehemals Groß’sche Wiese) und Berner Feld sind der zukünftigen Verkehrslenkung zu Grunde zu legen. Die Verwaltung wird beauftragt, die weiteren Schritte (technische Ausarbeitung des dynamischen Parkleitsystems/Beschilderungskonzept) in die Wege zu leiten und dem Gemeinderat zum Beschluss vorzulegen.
  5. Der Gemeinderat nimmt den „Konzeptentwurf für das zukünftige Radverkehrskonzept“ zur Kenntnis. Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung, das Konzept gemeinsam mit engagierten Bürgern weiterzuentwickeln.


Weitere Informationen finden Sie hier:
Gemeinderatsunterlagen mit Studien und Konzeptionen