Weniger Blech, mehr Lebensqualität: Gemeinsam mit Jürgen Knubben von Forum Kunst (links) machen sich beim Vorort-Termin für den ersten „Platzhalter“ Bettina Weigl von der Wirtschaftsförderung, Anita Rajic vom Ordnungsamt, Mobilitätsbeauftragter Horst Bisinger und Fachbereichsleiter Rudolf Mager ein Bild von der Lage. Sie wollen beim „SoLuna“ Platz für Kunst, Grün und ein Spielgerät schaffen. (Foto: Stadt Rottweil / Simone Strasser).

„Wir wollen zeigen, wie aus Verkehrsflächen attraktiver Freiraum für die Menschen in unserer Stadt entstehen kann. Dazu nehmen wir auch gezielt einzelne Parkplätze aus der Bewirtschaftung. Möglich wird das, weil Anwohner der historischen Innenstadt seit Juli kostenlos die Parkplätze im Nägelesgraben, am Kapuziner oder im Stadtgraben nutzen können“, erklärt Rudolf Mager, Fachbereichsleiter für Bauen und Stadtentwicklung. Das Konzept wurde in 2021 in der Online-Bürgerinfo im Mai und in der Bürgerversammlung im Oktober öffentlich vorgestellt und dient dem vom Gemeinderat beschlossenen Ziel, den Autoverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. „Der gemeinsame Wunsch von Bürgerschaft, Anwohner und Händler ist eine vitale Stadt mit weniger Verkehrsbelastung. Durch unser schrittweises Vorgehen sammeln wir praktische Erfahrungen und können flexibel auf die verschiedenen Interessen eingehen“, ergänzt Mobilitätsbeauftragter Horst Bisinger.

Das Kunstobjekt, Hörl nennt es „Seestück/Energiesparmodell“, macht nun den Auftakt im Schatten der Kapellenkirche und soll mit Wander-Bäumen und einem kleinen Spielpunkt für mehr Aufenthaltsqualität für Bewohner wie Gäste der Stadt sorgen. Daneben geht es auch um das Stadtklima, um mehr Grün, um Versickerung von Regenwasser und mehr Verdunstung.

Jürgen Knubben, der Initiator des „Platzhalter“-Projekts, freut sich sehr, dass die Kunstobjekte die Ziele der Mobilitätswende aufnehmen und Lust darauf machen: „Die Kunst im öffentlichen Raum wartet nicht auf die Landesgartenschau, sondern ist von Beginn an ein selbstverständlicher Teil, der Akzente setzen will. Uns ist es als Forum Kunst sehr wichtig, bei der ökologischen Um- und Neugestaltung der Innenstadt mitzuwirken, da der neue gewonnene öffentliche Raum von der Vielfalt der Akteure lebt, die diesen bespielen und nutzen. Gerade die Innenstadt ist seit jeher eine tolle Plattform für Kunst in Rottweil.“ Die Kunstobjekte können als Modell heute schon neben anderen Arbeiten der Künstler bis zum 18. September in den Räumen des Forum Kunst am Friedrichsplatz besichtigt werden.

Die Stadtverwaltung ist dankbar für die aktive Beteiligung des Kunstvereins an der experimentellen Umgestaltung der Parkflächen durch das Projekt „Kunst trifft Natur“. Mit der Initialzündung durch die Kunst will die Stadt nicht nur die städtebaulich spannende Platzsituation in Szene setzen, sondern auch den störenden Such- und Abkürzungsverkehr reduzieren. Die Umfahrt von Konviktsgasse über Kapellenhof zur Unteren Hauptstraße soll unterbunden werden. Die Anregung, hier den Parkraum zugunsten von Lebensqualität zu verlagern, kam aus der Projektgruppe Mobilität.. „Es zeigt sich, dass die mit dem Landesgartenschau-Rahmenplan angestoßene Diskussion für weniger Autoverkehr in der Innenstadt, sehr konstruktiv und hilfreich ist“, so Mager, der dieses offene bürgerschaftliche Zusammenspiel mit der Verwaltung als Schlüssel für eine erfolgreiche Mobilitätswende in Rottweil betrachtet.

Das „Segelschiff“ ist das erste Platzhalter-Objekt, vier weitere werden folgen. So soll zum Verkaufsoffenen Sonntag mit Volksbanklauf am 16. Oktober das Kunstobjekt „Blume“ von Urban Hüter auf dem Friedrichsplatz seinen Platz finden. In der Waldtorstraße auf den Parkplätzen vor dem Schwarzen Tor werden „Surfbretter“ von Emilia Neumann und vor der Weinhandlung Grimm das „Glashaus“ von Daniel Bräg aufgestellt. Das fünfte Kunstobjekt „Wald“ wird dann an der Stelle der E-Bike-Ladestation vor der Kappellenkirche platziert. Die Ladestation soll dann an einem weniger stadtbildprägenden, aber nicht weniger radfreundlichen Ort aufgestellt werden.