Im Zuge der Landesgartenschau erhält der Neckar wieder sein natürliches Bett. Außerdem wird das Neckartal als Naherholungsgebiet aufgewertet. Über die aktuellen Planungen informieren Land und Stadt am Dienstag, 2. Juli, im Kapuziner (Foto: Stadt Rottweil / Tobias Hermann).

„Bis jetzt haben wir Pläne gezeigt, jetzt geht es ans Eingemachte. Die Landesgartenschau ist eine einmalige Chance für Rottweil, unsere Stadt in neuem Glanz zu präsentieren und nachhaltig zu gestalten“, begrüßte OB Dr. Christian Ruf die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher. Er betonte die zentrale Rolle der Bürgerinnen und Bürger: „Gemeinsam können wir dieses Großprojekt zum Erfolg führen. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Ich rufe Sie auf: Unterstützen Sie uns, wo Sie nur können – denn nur gemeinsam können wir dieses bedeutende Vorhaben stemmen.“ Dr. Ruf zeigte sich zuversichtlich, dass Rottweil in den kommenden Jahren nicht nur das Stadtbild, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl stärken werde: „Jetzt geht’s los, und ich bin überzeugt, dass wir diese Herausforderung mit vereinten Kräften meistern werden.“

Nach den Sommerferien rollen im Neckartal die Bagger an: Wie bereits durch das Regierungspräsidium angekündigt, startet dann der erste Bauabschnitt der sogenannten Neckarrevitalisierung vom Werksgelände der Energieversorgung Rottweil bis zur Mündung der Prim. Bislang ist der Neckar dort in einen steinernen Kanal gezwängt. Die naturnahe Umgestaltung des Neckars ist Teil der Maßnahmen im Vorfeld der Landesgartenschau 2028 in Rottweil und wird vom Regierungspräsidium Freiburg durchgeführt.

Marlene Reichegger vom Regierungspräsidium erklärte den Anwesenden die komplexen Schritte der Revitalisierung des Neckars und betonte, dass man dabei gemeinsam mit der Stadt Rottweil an einem Strang ziehe. Das Hauptziel der Maßnahme sei es, den ökologischen Zustand des Flusses deutlich zu verbessern. Dabei soll der Neckar zwischen der Mündung der Prim und dem Wehr wieder naturnaher gestaltet werden. „Wir setzen auf natürliche Materialien wie Steine, Hölzer und Wurzelstöcke, um den Fluss zu revitalisieren und neue Lebensräume für Flora und Fauna zu schaffen“, erläuterte Reichegger. Durch die Einführung dynamischer Elemente und die Verschwenkung des Flusslaufs um zwei kleine Inseln könne das Wasser wieder natürlicher fließen.

Auch der zweite Bauabschnitt richte sich stark an der ursprünglichen Form des Neckars aus. Weiter Richtung ENRW werde der Fluss verbreitert, um sein ursprüngliches Flussbett, das bis zum Fels reicht, zurückzugewinnen. „Wir geben dem Neckar seinen natürlichen Raum zurück“, so Reichegger. Der bisherige Geh- und Radweg müsse weichen, werde jedoch durch eine neue Strecke auf der anderen Seite des Flusses ersetzt.

Peter Geitz, Vertreter des Ingenieurbüros, das die Bauarbeiten überwacht, ergänzte: „Das ist ein Mammutprojekt. Insgesamt bewegen wir hier Tonnen an Material – rund 15.000 Kubikmeter Aushub, 10.000 Kubikmeter für den Einbau und über 11.000 Tonnen Wasserbausteine.“ Er wies darauf hin, dass auch der neue Landespegel auf demselben Abschnitt entstehen wird. „Wir müssen den alten Pegel noch bis 2027 parallel betreiben, um einen reibungslosen Datenabgleich sicherzustellen“, erläuterte Geitz. Abschließend ging die Planer auf die Herausforderungen der Logistik ein: „Der Zugang zur Baustelle erfolgt über die Au und das Berner Feld. Entlang des Neckars wird eine Baustraße errichtet, um den Materialtransport möglichst effizient zu gestalten.“

An die Neckarrevitalisierung schließen sich dann sämtliche Baumaßnahmen der Stadt Rottweil an, um das Gelände im Neckartal bis 2028 für die Landesgartenschau umzugestalten. „Größtes Bauwerk ist die Gartenschaubrücke von der historischen Innenstadt über die Bahngleise und den Neckar auf die andere Talseite. Außerdem werden mehrere Brücken für den Radverkehr entlang des Neckars und eine Brücke zur Entlastung der historischen Schindelbrücke in der Au gebaut“, erklärte Bürgermeisterin Ines Gaehn. Sie begleitet das Projekt als Geschäftsführerin der Landesgartenschau GmbH. Darüber hinaus wird das Neckartal durch Spiel- und Freizeitflächen für Bürgerinnen und Bürger aller Generationen aufgewertet, informierte Gaehn weiter. Die Unterführung unter den Bahngleisen werde teilweise zurückgebaut, der verbleibende Teil werde aufgewertet. Das alte Gaswerk soll abgerissen werden, die frei werdende Fläche bietet dann Platz für die zentrale Veranstaltungsbühne. Auch der ehemalige ENRW-Firmensitz wird in die Pläne für die Landesgartenschau eingeplant. Angedacht ist ein Gastronomiebetrieb und ein Spielplatz, der das Thema Wasser mit einbezieht. Erklärtes Ziel der Stadt ist es außerdem, die Landesgartenschau mit der historischen Innenstadt zu verbinden. So soll ein Aufzug an der Hochbrücke eine bequeme Verbindung von der Gartenschaubrücke hinauf in die Innenstadt bieten.

Sämtliche Pläne wurden im Anschluss an Infoständen im Kapuziner-Sonnensaal präsentiert. Der Abend bot zudem auch Raum, um Fragen zu stellen und mit den Planern ins Gespräch zu komme.