Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger informierten sich in der Stadthalle über den geplanten Verkehrsversuch mit einem Ringverkehr in der Innenstadt (Foto: Stadt Rottweil).

Für die Landesgartenschau im Jahr 2028 und die Stadtentwicklung generell hat Rottweil viele Pläne und Ziele. Ein Baustein ist neben den Maßnahmen in den vier Quartieren der Innenstadt auch der Verkehrsversuch mit der halbseitigen Sperrung des Friedrichsplatzes. Der Verkehrsversuch soll Möglichkeiten aufzeigen, wie die tägliche Blechlawine auf dem Friedrichsplatz und in der Hochbrücktorstraße reduziert und stattdessen der Bus- und Radverkehr sowie die Fußgänger gefördert werden können.

Bei der „Bürgerinfo Mobilität“ informierten Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf, Rudolf Mager, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, und Horst Bisinger, Mobilitätsbeauftragter der Stadt, über die Vorhaben und Änderungen, die es ab Juli geben wird. Oberbürgermeister Dr. Ruf dankte bei seiner Begrüßung für das rege Interesse und, „dass die Bürger der Sache so offen gegenüberstehen“. Er berichtete über bereits geführte Gespräche und so manche Entscheidung. „Das ursprünglich am Nägelesgraben geplante Parkhaus brauchen wir nicht für das, was wir vorhaben“, machte er deutlich und erhielt dafür viel Zuspruch. Auch der zentrale Umsteigeplatz (ZUP) für die Busse soll deutlich kleiner ausfallen als ursprünglich geplant. Als Fläche wird seitens der Stadtverwaltung der Parkplatz vor dem Norma beim Nägelesgrabenkreisel geprüft. Hier haben sechs Busse Platz, weitere entlang des Kriegsdamms. Auch für die wegfallenden Parkplätze gibt es eine Lösung. Neben dem Spital hat die Stadt die Fläche für zehn Jahre gepachtet und wird hier 74 Stellplätze schaffen.

OB Dr. Ruf hob zudem die konstruktiven Gespräche mit den Bürgern im Rahmen der Visionswerkstatt zur Mobilität 2022 und im Rahmen der Quartiersgespräche im Januar und Februar hervor. Ohne diese Gespräche wäre man jetzt nicht so weit mit den Planungen. „Lassen Sie uns nun auch gemeinsam den Verkehrsversuch starten: im Dialog und mit Mut“, lud der Oberbürgermeister ein. Um die Innenstadt und den Friedrichsplatz attraktiver zu gestalten, sei es notwendig, die Verkehrsströme anders zu lenken. „Und das müssen wir ausprobieren, anschließend haben wir neue Erkenntnisse. Denn eines ist uns ganz wichtig: Dass wir den Versuch gut begleiten, die Verkehrsströme weiterhin messen, Anregungen gerne annehmen, und die Ergebnisse am Ende ausführlich auswerten.“

Mit dem Verkehrsversuch möchte die Stadt Probleme lösen, die seit vielen Jahren in der Bürgerschaft diskutiert werden: So ist es beispielsweise ein großer Wunsch vieler, den Verkehr auf dem Friedrichsplatz und der Hochbrücktorstraße zu reduzieren und den Friedrichsplatz langfristig zu einem Stadtplatz mit Außengastronomie samt Sitz- und Spielflächen umzugestalten. Auch mehr Raum und Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer auf dem Friedrichsplatz und in der Hochbrücktorstraße wird vielfach gefordert. Daher erhofft sich die Stadtverwaltung durch den Verkehrsversuch insgesamt mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität in der historischen Innenstadt, verbunden mit neuen Chancen für Einzelhändler und Gastronomen sowie für die Wohnquartiere. Durch mehr Grün und weniger Autos soll zudem auch das Stadtklima verbessert werden.Doch welche ist nun die beste Verkehrsführung, welche Maßnahmen führen wirklich langfristig ans Ziel? Mit dem Verkehrsversuch wird auf der Grundlage langfristiger Verkehrszählungen und Untersuchungen ausprobiert, was machbar ist. Und zwar im regelmäßigen im Austausch mit den Bürgern. „Da ist nichts in Stein gemeißelt“, betont Dr. Christian Ruf.

Und so soll der Verkehrsversuch aussehen:

Geplant ist ein Ringverkehr in der historischen Innenstadt. Berechnungen der städtischen Verkehrsplaner zeigen, dass damit der Verkehr gleichmäßiger und damit insgesamt verträglicher in der Stadt verteilt werden kann. Andere Städte haben damit bereits gute Erfahrungen gemacht.

Friedrichsplatz:
Für Autos gilt stadtauswärts Richtung Nägelesraben ein Einbahnverkehr. In der Gegenrichtung ist der Platz für Autos gesperrt. Busse und Radfahrer können weiterhin in beide Richtungen fahren.

Bruderschaftsgasse:
In der Bruderschaftsgasse wird die Durchfahrt gedreht, um Schleichverkehr zu unterbinden. Das heißt, dass man die Bruderschaftsgasse vom Neuen Rathaus her nicht mehr anfahren kann.

Kreisverkehr Nägelesgraben/Predigerstraße:
Hier gibt es für Autos keine Durchfahrt mehr Richtung Friedrichsplatz. Nur Busse und Radfahrer dürfen weiterhin in die Stadt fahren.

Waldtorstraße/Neutorstraße:
In der Waldtorstraße und Neutorstraße wird es einen Einbahnverkehr für alle Autos geben, die aus Richtung Oberndorfer Straße/Flöttlinstorstraße kommen. Über die innere Schramberger Straße kommt man dann nicht mehr in die Neutorstraße und Waldtorstraße. Ein Minikreisel „Am Zwinger“ wird das Wenden erleichtern. Neu wird auch die Zufahrt zum Kapuzinerparkplatz geregelt. Diese erfolgt nicht mehr wie bisher über die Waldtorstraße sondern über den Stadtgraben, die Ausfahrt wird sowohl Richtung Stadtgraben, als auch Richtung Waldtorstraße möglich sein.

Königstraße/Hochbrücke/Marxstraße:
Auf der Hochbrücke und in der Königstraße ab der Villa Duttenhofer wird ein Schutzstreifen für Radfahrer eingerichtet werden. Und Radfahrer werden künftig auch in der Marxstraße begünstigt, denn hier fällt ab der AOK eine Fahrspur für Autos weg. Stattdessen wird es einen Radfahrstreifen und Aufstellflächen für Radfahrer vor der Ampel geben.

Die Planer betonten, dass ihre Vorschläge an manchen Stellen durchaus Kompromisse zwischen dem Wünschenswerten und dem Machbaren seien. So werde der Verkehr insgesamt gleichmäßiger im Stadtgebiet verteilt, was aber auch zu mehr Verkehr in der Tannstraße, in der äußeren Schramberger Straße, in der Marxstraße und in der Flöttlinstorstraße führen werde. Hier gelte es jedoch den Versuch abzuwarten und durch Zählungen die tatsächlichen Veränderungen zu messen und gegebenenfalls nachzusteuern.

Die Verkehrsversuch ist bewusst auf die drei Sommermonate gelegt – „damit wir die frei werdenden Flächen auch bespielen und mit Leben füllen können“, sagte Oberbürgermeister Dr. Ruf. So ist für Anfang Juli beispielsweise ein „Blaulichttag“ mit allen ehrenamtlichen Blaulichtorganisationen wie Feuerwehr, DRK und THW geplant.

Bürgerinnen und Bürger stellen viele Fragen und steuern Ideen bei

Viele Fragen der Bürger ergaben sich beispielsweise zu den Verkehrsströmen auf den „Verlagerungsstrecken“ wie Marxstraße und Tannstraße. „Hier eine Balance zu finden, ist die Aufgabe des Verkehrsversuches“, machte der städtische Mobilitätsbeauftragte Horst Bisinger deutlich. Bedenken wurden zudem laut, ob die Radfahrer gut geschützt sind, vor allem, wenn es in den Kurven an der Predigerkirche noch immer zu Busbegegnungen kommt. Auch hier wird die Stadt nach der sichersten Lösung suchen. „Fußgänger- und Radverkehr zu fördern, aber auch möglichst sicher zu machen, ist das Ziel“, so der Oberbürgermeister. Deswegen werde man auch permanent nachjustieren, wenn sich Probleme ergeben. „Aber wir sind hier auch auf die Nutzer angewiesen, die uns ihre Erfahrungen schildern“, lud Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung Rudolf Mager ein.

Konstruktive Ideen und Vorschläge kamen darüber hinaus aus den Reihen der Bürger. So wurde angeregt, die Zufahrten zu den Umgehungsstraßen für die Autofahrer attraktiver zu machen, so dass sie eher diese nutzen, als den Weg durch die Innenstadt.  Vielfach kritisiert wurde der Verkehr vom Viadukt in die Stadt. Mehrfach tauchte auch die Frage auf, warum man die Straße nicht einfach sperre. Das sei jedoch nicht so einfach möglich, da es sich hier um eine Landesstraße handelt, so die Antwort der Stadtverwaltung. Doch ist eine Entlastung in Sicht, führte Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf aus, denn die Straße durch das Neckartal wird in den nächsten Jahren ertüchtigt, um hier nochmals Entlastung ohne riesige Umwege zu schaffen.

„Der Austausch ist noch längst nicht beendet. Aber wenn wir mit dem Verkehrsversuch jetzt einen ersten Schritt machen, dann ist das ein gutes Zeichen. Lassen sie uns den Versuch wagen“, so Dr. Christian Ruf, der weiterhin zu einem regen Dialog einlud.

Die Stadtverwaltung freut sich über Rückmeldungen zum Verkehrsversuch. Dazu werden während des Versuchs online und vor Ort Befragungen durchgeführt. Des Weiteren veranstaltet die Stadtverwaltung immer wieder unterschiedliche Bürgerbeteiligungsformate rund um das Thema Stadtentwicklung. Diese werden über die lokale Presse, den Rottweiler Facebook-Kanal und auf den Webseiten www.rottweil.de und www.rw2028.de kommuniziert.

Den Infoflyer „Verkehrsversuch“ können Sie hier herunterladen:

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