Neuer Lieblingsplatz für Rottweil: Büro GREENBOX gewinnt Wettbewerb um den Friedrichsplatz
Umbauarbeiten starten 2026 / Fertigstellung rechtzeitig zur Landesgartenschau 2028
Rottweil bereitet sich mit großen Schritten auf die Landesgartenschau 2028 vor – und dabei spielt der Friedrichsplatz eine zentrale Rolle. Der historisch bedeutsame Platz soll ein neues Gesicht erhalten: moderner, grüner, lebenswerter. Am Dienstag, 29. Juli, hat die Stadt Rottweil den Siegerentwurf für die Neugestaltung vorgestellt. Grundlage dafür war ein europaweit ausgelobter Architektenwettbewerb, dessen Preisgericht am Vortag stattgefunden hatte. Der erste Platz ging an das Büro GREENBOX aus Köln.

Voraussetzung für die Neugestaltung ist die für 2026 geplante Verlagerung des zentralen Umsteigepunkts für den Busverkehr (ZUP) an den Nägelesgraben. Damit wird Raum frei für eine umfassende städtebauliche Aufwertung: Der bisher stark vom motorisierten Verkehr geprägte Friedrichsplatz soll zu einem attraktiven Aufenthaltsort für alle Bürgerinnen und Bürger werden – mit mehr Grün, mehr Platz für Begegnungen und einer Gestaltung, die sich harmonisch in das historische Stadtbild einfügt.
Der ausgelobte Realisierungswettbewerb hatte das Ziel, überzeugende Antworten auf diese neue Rolle des historischen Handelsplatzes zu finden. Die eingereichten Entwürfe sollten zeigen, wie der Friedrichsplatz verkehrlich entlastet und gleichzeitig zu einem einladenden öffentlichen Raum werden kann. Dabei ging es nicht nur um gestalterische Fragen, sondern auch um die Umsetzung verkehrsplanerischer Vorgaben: Eine verkehrsberuhigte Zone mit Tempo 20 ist weiterhin vorgesehen, Fußgänger sollen künftig mehr Raum haben und sich Radfahrer sicherer über den Platz bewegen können. Gleichzeitig sollte die Erreichbarkeit der Innenstadt für alle Verkehrsteilnehmer erhalten bleiben. Auch Aspekte der Nachhaltigkeit, der Wirtschaftlichkeit und der historischen Einbindung waren für die Jury von großer Bedeutung. Und natürlich mussten auch jährlich wiederkehrende Ereignisse wie der Narrensprung berücksichtigt werden.

Der neu gestaltete Friedrichsplatz aus der Vogelperspektive (Grafik: GREENBOX).
Für den neu gestalteten Friedrichsplatz hatten 17 Architekturbüros Entwürfe abgegeben. Die Jury setzte sich zusammen aus Landschaftsarchitekten sowie Mitgliedern des Gemeinderats und der Stadtverwaltung. Zudem waren sachkundige Experten als Berater beteiligt, die Aspekte wie Barrierefreiheit, Denkmalschutz und Verkehrsplanung aber auch die Funktionalität im Hinblick auf die Geschäftswelt und die Fasnet abdeckten. Die Wettbewerbsbetreuung lag beim Büro kohler grohe architekten aus Stuttgart.
Nach eingehender Beratung der anonymisierten Beiträge kürte das Preisgericht unter Vorsitz des freien Landschaftsarchitekten Friedhelm Terfrüchte aus Essen das Kölner Büro GREENBOX Landschaftsarchitekten zum Sieger. Den zweiten Platz belegte das Büro Jedamzik+Partner Landschaftsarchitekten aus Stuttgart. Anerkennungspreise erhalten die Büros faktorgrün Landschaftsarchitekten, Rottweil und Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart.
Urbane Vielfalt im Herzen der Stadt
Unter dem Motto „urbane Vielfalt im Herzen der Stadt“ orientiert sich der Siegerentwurf am historischen Straßenkreuz und betont Sichtachsen zur Predigerkirche, zum Christophorusbrunnen und zu den historischen Straßenzeilen. Entlang der Fassaden ist ein Wechselspiel aus Staudenbeeten und Pflasterflächen, sogenannte „Logen“, geplant. Diese Freiflächen stehen für die verschiedensten Funktionen wie Handel und Außengastronomie oder für mobile Bühnen an der Fasnet zur Verfügung. Der Platz bleibt so wandelbar und möglichst flexibel nutzbar. Die Beete sollen mit klimatoleranten Pflanzen angelegt werden. Insgesamt sollen zwölf der jungen Bestandsbäume erhalten und umgepflanzt, sowie sieben weitere Bäume gepflanzt werden. Dabei werden die Bäume mit genügend Abstand zu den Fassaden stehen, um die Belichtung und Blickachsen zu sichern. Die Staudenbeete übernehmen als Retentionsflächen wichtige Funktionen im Regenwassermanagement. Sie verbessern das Mikroklima durch Verdunstung und Verschattung und steigern die Biodiversität mit hitze- und insektenfreundlichen Pflanzenarten.

Karte mit der Planung zur Neugestaltung des Friedrichsplatzes (Grafik: GREENBOX).
Am Rand der Beete laden Sitzbänke und großzügige Holzdecks zum Verweilen ein. Große Flächen auf dem Friedrichsplatz sind künftig für Fußgänger freigehalten. Motorisierter Verkehr, Radfahrer und ÖPNV teilen sich eine zentrale Fahrspur, die wegen des Begegnungsverkehrs der Busse 6,5 Meter breit geplant ist. Die Fahrspur auf dem Friedrichsplatz wie auch der Fußgängerbereich sind künftig gepflastert und durch offene Rinnen eingefasst. Das Regenwasser wird über diese Rinnen und durch die Beete abgeleitet. Eine barrierearme Gestaltung war den Architekten ebenfalls wichtig: Höhenunterschiede werden stufenlos ausgeglichen, ein durchgängiges Längsgefälle stellt die Erreichbarkeit für alle sicher
Verkehrsraum und Stadtplatz zugleich
Am Siegerentwurf von GREENBOX lobte die Jury insbesondere das „angenehme, stimmige und funktionierende Gesamtbild“. Die Gestaltung der Haupt- und Hochbrücktorstraße werde geschickt weitergeführt und variiert. Dem Entwurf gelinge es, alle Anforderungen an den künftigen Friedrichsplatz auf sich zu vereinen – es entstehe ein sehr qualitätvoller Bereich, der Verkehrsraum und Stadtplatz zugleich sei.
Die Kölner Landschaftsarchitekten von GREENBOX gestalteten bereits zahlreiche Projekte in ganz Deutschland. In der langen Liste der Referenzen sticht die Landschaftsarchitektur für den DFB Campus in Frankfurt am Main oder die Beteiligung am Neubau der RAG im Unesco Welterbe Zeche Zollverein in Essen hervor. Das Büro ist zudem mit dem Quartier am Rotweg auf der IBA 27 in Stuttgart vertreten. Vierfältige Erfahrung hat das Büro bei der Gestaltung von Plätzen in Städten verschiedenster Größe gesammelt, in Baden-Württemberg hat GREENBOX beispielsweise den Neumarkt in der Mannheimer Neckarstadt städtebaulich aufgewertet.
Mit dem ersten Preis ist die Beauftragung zur weiteren Planung verbunden. Damit rückt die Umgestaltung des Friedrichsplatzes einen großen Schritt näher. Formal wird der Gemeinderat aber in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause noch über den Siegerentwurf beraten und beschließen müssen

OB Dr. Christian Ruf, Bürgermeisterin Ines Gaehn und Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung (von links) präsentieren die neuen Pläne für den Friedrichsplatz (Foto: Stadt Rottweil / Hermann).
Gastro, Einzelhandel und Narrensprung mitgedacht
Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf begrüßt das Ergebnis: „Mit diesem Entwurf gewinnt Rottweils Innenstadt an Lebensqualität. Der Sieger kombiniert ein Plus an Grün mit praktischem Nutzen. Großveranstaltungen wie der Narrensprung und die Anforderungen von Handel und Gastronomie wurden mitgedacht, indem zentrale Flächen flexibel bespielbar bleiben.“
Auch Bürgermeisterin und Landesgartenschau-Geschäftsführerin Ines Gaehn zeigt sich überzeugt: „Der Friedrichsplatz wird zum Herzstück und weiteren Lieblingsplatz unserer Innenstadt. Die Aufenthaltsqualität steigt, ohne den Verkehr ganz abzuschaffen. Die neue Qualität des Platzes lädt alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich zu treffen, zu verweilen und unsere Stadt zu genießen.“
Baustart nach der Fasnet 2026
Geplant ist, mit der Umsetzung nach der Fasnet 2026 zu beginnen. Ende 2027 soll der neu gestaltete Friedrichsplatz fertig sein – pünktlich zur Landesgartenschau 2028. Die Stadtverwaltung hat Anwohner, Gewerbetreibende und Hauseigentümer zu Informationsgesprächen am Dienstagnachmittag eingeladen. Für alle Interessierten besteht ab Mittwoch, 30. Juli bis Sonntag, 3. August, die Möglichkeit, den Siegerentwurf und alle weiteren Wettbewerbsbeiträge anzuschauen und im Rahmen von Führungen näher kennen zu lernen.
Die Stadt Rottweil lädt alle Interessierten dazu sein, sich den Siegerentwurfs und die weiteren Wettbewerbsbeiträge anzusehen. Die Ausstellung im Festsaal Altes Gymnasium (Eingang über Badgasse) ist geöffnet: Mittwoch und Freitag: 14-17 Uhr Donnerstag: 10-12 Uhr, Samstag und Sonntag: 10-12 Uhr und 14-17 Uhr. Führung durch die Ausstellung: Donnerstag, 31. Juli: 11 Uhr, Freitag, 1. August: 14 Uhr, Samstag, 2. August: 14 Uhr, Sonntag, 3. August: 11 Uhr. Für die Führungen ist eine Anmeldung bei der Tourist-Information unter 0741/494-280, per E-Mail an tourist-information(at)rottweil.de oder vor Ort erforderlich. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.